Kurz bevor ich mich vor einigen Jahren einem chirurgischen Eingriff unterziehen sollte und ganz natürlich Angst vor den möglichen Folgen hatte, kam mir das Gebet des Gegrüßet seist du Maria in den Sinn. Ich war allein auf dem Krankenhausflur. Dieses Gebet ließ mich gleich ruhig werden. Ich spürte die mütterliche Präsenz Mariens und ein Bild tauchte in meinem Geist auf, ein Heiligenbild, das ich in meinem Brevier hatte: Unsere Liebe Frau mit dem Jesuskind, die dreimal mutige Mutter.
Sofort wurden mir Trost und Vertrauen geschenkt. Ich glaube nicht, dass ich eine mystische Erfahrung im eigentlichen Sinn erlebt habe. Das war es nicht. Es war einfach so, dass in einem schwierigen Augenblick ein Sohn seine Mutter anrief. Und sie nahm ihn sogleich auf den Schoß, tröstete ihn und ermutigte ihn zu vertrauen.
Ich werde diesen Moment nie vergessen, denn es war eine Geste mütterlicher Zuwendung, die dieses arme Kind von einer so guten Mutter bekam. In meinem Leben durfte ich oftmals die Gnade erfahren, wie Maria mütterlich eingegreift. Ich versuche, sie aus ganzem Herzen zu lieben, und ich weiß, dass sie für mich Sorge trägt.
Antonio Carlos Rossi Keller
Bischof von Frederico Westphalen (Brasilien)