Eine marianische Kirche folgt Maria auf ihrem Weg über das Gebirge und bricht mit ihr auf zur Begegnung mit dem Leben. Sie besucht die Frauen und Männer und ist jenseits aller äußeren Sterilität achtsam für das, was geboren wird, was möglich ist, für das Leben, das in ihnen pulsiert.
(....) Eine marianische Kirche weiß, dass sie Gegenstand unentgeltlicher Liebe ist, und dass Gott den Schoß einer Mutter hat. Sie hat ihn, Gott, auf der Türschwelle gesehen, als er Ausschau hielt nach der unwahrscheinlichen Rückkehr des Sohnes; sie hat gesehen, wie er ihm um den Hals fiel, ihm den Festtagsring an den Finger steckte und selbst das Wiedersehensfest organisierte....
Wenn sie das Familienalbum durchblättert, sieht sie Zachäus auf seinem Platanenbaum, Matthäus und die Zöllner, eine Ehebrecherin, eine Samariterin, Fremde, Aussätzige, Bettler, einen Gefangenen auf seinem Hinrichtungsposten. Denn, ihr müsst verstehen, eine marianische Kirche verzweifelt an niemandem. Sie löscht den glimmenden Docht nicht aus. Wenn sie am Straßenrand jemanden findet, der vom Leben verletzt wurde, wird sie von Mitgefühl ergriffen. Und mit unendlicher Sanftmut heilt sie seine Wunden. Sie ist der sichere und immer offene Hafen, die Zuflucht der Sünder, „mater misericordiae", Mutter der Barmherzigkeit.
Eine marianische Kirche lässt den Wind von Pfingsten herein, den Wind, der hinaus treibt und die Zungen löst. Und auf den öffentlichen Plätzen ergreift sie das Wort. Nicht um eine Lehre durchzusetzen, nicht um ihre Reihen zu erweitern. Sie sagt, dass die Verheißung erfüllt ist, dass der Kampf gewonnen ist, dass der Drache für immer besiegt ist.
(....) Und dort, am Kreuz, haben wir die „Barmherzigkeit“ gesehen, das geöffnete Herz unseres Gottes. Dort, am Fuße des Kreuzes, wurde ein Volk geboren, ein marianisches Volk. Brüder und Schwestern, lasst uns zu diesem Volk gehören. Nehmen wir Maria mit nach Hause.
Bruder François Marc, sm
Aus einer poetischen Meditation, veröffentlicht am Dienstag, 24. Januar 2006.