Auf politischer Ebene ist die Geschichte der Auseinandersetzung zwischen den Völkern noch schmerzlich gegenwärtig. Maria zeigt sich als eine Frau, die offen ist für Vergebung, die Groll und Misstrauen beiseitelässt; sie fragt auch nicht klagend, was „hätte sein können“, wenn die Freunde ihres Sohnes, wenn die Priester ihres Volkes oder die Herrscher sich anders verhalten hätten, sie lässt sich nicht von Frustration oder Ohnmacht überwältigen.
Maria glaubt an Jesus und nimmt den Jünger an, denn die Beziehungen, die uns heilen und befreien, sind jene, die uns zur Begegnung und Brüderlichkeit mit den anderen öffnen, weil sie im anderen Gott selbst entdecken.
Als Bischof Sloskāns (1), der hier ruht, verhaftet und in die Verbannung geschickt worden war, schrieb er einmal an seine Eltern: »Ich bitte euch aus der Tiefe meines Herzens: Lasst in euren Herzen weder Rachegefühle noch Aggression aufkommen. Wenn wir dies zuließen, wären wir keine wahren Christen, sondern Fanatiker.«
(1) Bischof Boļeslavs Sloskāns, Letton (1893-1981), wurde zum ehrwürdigen Diener Gottes erklärt. Das sowjetische Regime hatte ihn nach Sibirien deportiert und verfolgt.