5. Abril - Italien: Unsere Liebe Frau der Gnaden (1897)

Die Jungfrau Maria, das Ideal der Frau

Im vollen Bewusstsein der Würde, die der Frau innewohnt und in Anerkennung ihrer Gleichwertigkeit mit dem Mann, die sie in den Augen Gottes hat, bot die Kirche den Frauen einen Schutzraum, den die Gesellschaft ihnen nicht in dem Maße bieten konnte. Seit den Anfängen des Christentums stützte sich die Kirche auf die Frau bei der Weitergabe des Glaubens. Frauen waren im Umfeld Christi ganz präsent, sie spielten beim Aufbau der ersten christlichen Gemeinden eine herausragende Rolle, wenngleich diese anders war als die der Apostel Jesu.

Im Gegensatz zu einer sich hartnäckig haltenden Legende, hat die mittelalterliche Kirche die Frau weder unterdrückt noch gelehrt, sie sei geringer als der Mann. Im Mittelalter nahmen die Frauen einen herausragenden Platz unter den großen Vorbildern für ein heiliges Lebens ein. Weit davon entfernt frauenfeindlich zu sein, räumte die Kirche des Mittelalters den Frauen eine Freiheit ein, die sie zuvor nicht hatten und die sie danach zum Teil wieder verloren. Die mittelalterliche Kirche suchte durch zahlreiche Mittel, die Frauen zu beschützen, besonders durch die Förderung der monogamen und unauflöslichen Ehe. 

In der Renaissance erfolgte mit der Rückkehr des römischen Rechts, das Frauen zum Nachteil gereicht, eine Verhärtung der bürgerlichen und religiösen Institutionen im Hinblick auf die Frau. Mit der Revolution bekamen die Frauen keine politische Existenz und der ‚Code Civil‘ (1804) verstärkte die Autorität des Vaters der Familie und sein Besitzrecht zum Schaden der Frau.

Auch wenn es gelungen war, die Frauen auf eine Position der Unterlegenheit zu verweisen, behielten sie in der Kirche eine besondere Stellung, zum Beispiel als Gründerinnen neuer Formen von Spiritualität. Die Kirche hörte nicht auf, an die einzigartige Rolle der Frau in der biblischen und christlichen Tradition zu erinnern. Die letzten Päpste haben dem Sein und der Berufung der Frau auf neuartige Weise Beachtung geschenkt. 

Aubrée David-Chapy

Dozentin für Geschichte und Forschungsbeauftragte für moderne Geschichte an der Universität Paris-IV Sorbonne, Spezialistin für Geschichte der Frauen 

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