Ich bekam Wind von dieser Geschichte, lange bevor ich katholisch wurde. Ein junger Soldat war schonungslos in ein stickiges Gefängnis mitten im Dschungel geworfen worden, halb bewusstlos lag er auf dem dreckigen Boden. Regelmäßig, stündlich wurde er geschlagen. Die dauernde Brutalität war ungerechtfertigt, erbarmungslos, endlos.
Und trotzdem… Festgenagelt auf dem Boden hatte der Soldat mit zitterndem Finger in die Erde eine Zeichnung gemalt, ein Kreuz. Kaum wahrnehmbar fingen seine Lippen an zu murmeln: Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir… und an jedem Tag meditierte er die freudenreichen, schmerzhaften und glorreichen Geheimnisse des Rosenkranzes. Das hat ihn davor bewahrt, in dieser Zeit unverständlicher Härte nicht verrückt zu werden!
Gleich nach meiner Bekehrung zum katholischen Glauben dachte ich, dass der Rosenkranz einfach ein Gebet von schöner und tiefer Frömmigkeit sei. Es war das ergreifende Zeugnis dieses Soldaten, das mich verstehen ließ, dass es um viel mehr geht. Es ist ein Gebet, bei dem die Worte nach und nach verstummen, um uns eintreten zu lassen „in die Stille der göttlichen Liebe“.
Der gefolterte Soldat hatte begriffen, dass der Rosenkranz eine Begegnung mit dem Herrn ist, der ihn weiter leben ließ. Was, wenn auch wir den Rosenkranz so verstehen?