Man kann wohl sagen, dass Johannes Paul II. ein außerordentliches Gespür für die übernatürliche Wirklichkeit hatte. Nachdem er sich mit Marienerscheinungen beschäftigt hatte, fragte ihn jemand aus seinem engeren Umkreis, ob er die heilige Jungfrau schon einmal gesehen habe. Die Antwort des Papstes ist knapp: „Nein, ich habe die Gottesmutter nie gesehen, aber ich verstehe sie.“
So erzählt Kardinal Deskur (ein Pole), dass Karol Wojtyla nach seiner Ernennung zum Erzbischof von Krakau schnell zum Priesterseminar der Diözese gekommen sei und sich entschlossen habe, der Gottesmutter gegenüber ein Gelübde abzulegen: „Ich werde so viele Fußwallfahrten zu deinen Heiligtümern machen, den kleinen und den großen, den nahe gelegenen und den weit entfernten, wie du mir in jedem Jahr Berufungen schenkst.“ Das Seminar beginnt sich plötzlich zu füllen und zählt fast 500 Studenten, als der Erzbischof Krakau verlässt, um das Petrusamt zu übernehmen.
„Meine Art der Verehrung für die Muttergottes hat eine Wandung erfahren. War ich früher davon überzeugt, dass Maria uns zu Christus führt, beginne ich mittlerweile zu verstehen, dass Christus uns auch zu seiner Mutter führt » (J-P II, „Geschenk und Geheimnis“, Wien 1997)
Übersetzt aus dem Französisch: Marie Reine