Ohne Demut, so wage ich zu behaupten, hätte selbst die Jungfräulichkeit Mariens Gott nicht gefallen können: Auf wem ruht mein Geist, sagt Gott, wenn nicht auf dem Demütigen und Friedliebenden (Is 66, 21). Auf dem, der demütig ist, und nicht auf dem, der jungfräulich ist: Wäre also Maria nicht demütig gewesen, hätte sich der Geist des Herrn nicht auf ihr niederlassen können.
Und wenn der Heilige Geist sich nicht auf ihr hätte niederlassen können, hätte er sie nicht fruchtbar machen können. Denn wie hätte Maria empfangen können ohne seine Gegenwart?
Es ist also klar: damit Maria vom Heiligen Geist empfangen konnte, das bezeugt sie selbst, hat Gott auf die Niedrigkeit seiner Magd geschaut (Lk 1,48), mehr als auf ihre Jungfräulichkeit: Und wenn sie aufgrund ihrer Jungfräulichkeit Gefallen fand, so hat sie doch aufgrund ihrer Demut empfangen.
Wenn ihre Jungfräulichkeit offensichtlich Gott auch hat gefallen können, so ist es doch zweifellos ihre Demut, der sie dies verdankt.
Heiliger Bernard von Clairvaux