Was die Muttergottes angeht, so muss ich dir eine meiner Einfältigkeiten im Umgang mit ihr anvertrauen; manchmal überrasche ich mich dabei, dass ich ihr sage: aber meine liebste Mutter, ich finde, dass ich glücklicher bin als Ihr, denn ich habe Euch zur Mutter und Ihr habt keine heilige Jungfrau, die Ihr lieben könnt….
Es ist wahr, dass Ihr die Mutter Jesu seid, aber diesen Jesus habt Ihr ganz uns geschenkt …
Und er hat uns am Kreuz Euch zur Mutter geschenkt. So sind wir reicher als Ihr, denn wir besitzen Jesus und auch Ihr gehört uns. Früher wünschtet Ihr in Eurer Demut, eines Tages die kleine Magd der glücklichen Jungfrau sein zu dürfen, die die Ehre haben würde die Mutter Gottes zu werden. Und jetzt darf ich armes, kleines Geschöpf nicht eure Magd sein, sondern euer Kind; ihr seid die Mutter Jesu und ihr seid meine Mutter!
Zweifellos wird die Muttergottes über meine Arglosigkeit lachen, und doch ist das, was ich ihr sage, ganz wahr!
Heilige Theresia von Kinde Jesu
Briefauszug vom 19.10.1892